Das Coronavirus, SARS-CoV-2 / Covid-19, hält die Welt seit Wochen in Atem. Das Virus greift nach wie vor um sich und verunsichert die breite Bevölkerung. Neben den allgemeinen Fragen wie „Wie kann ich mich und andere schützen?“, „Welche Symptome treten auf?“, „Was muss ich beachten, wenn ich erkrankt bin?“ kommen bei Tierhaltern noch weitere hinzu. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kurz BMEL) und das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler-Institut (kurz FLI), haben die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Thema beantwortet. Die für Haustierhalter wichtigsten Fragen haben wir Ihnen hier zusammengefasst:
Können Haustiere wie Katzen und Hunde SARS-CoV-2 auf den Menschen übertragen?
FLI: Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass Hunde oder Katzen eine Rolle bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 spielen […]. Bei der Covid-19-Pandemie ist die Übertragung von Mensch zu Mensch ausschlaggebend für die Verbreitung. Der Kontakt gesunder Personen zu Haustieren muss nach den derzeitig verfügbaren Informationen aus Sicht des Friedrich-Loeffler-Instituts nicht eingeschränkt werden. Allerdings ist es als allgemeine Vorsichtsmaßnahme immer ratsam, grundlegende Prinzipien der Hygiene zu beachten, wenn man mit Tieren in Kontakt kommt (z. B. Hände gründlich mit Seife waschen).
Können sich Haustiere bei infizierten Personen anstecken?
FLI: Dies ist je nach Tierart nicht komplett auszuschließen. Allerdings bedeutet eine mögliche Infektion von Haustieren nicht automatisch, dass sich das Virus in den Tieren vermehren kann und von ihnen auch wieder ausgeschieden wird (mit z. B. Nasensekret, Hustenauswurf oder Kot). Mit SARS-CoV-2 infizierte Personen, insbesondere diejenigen mit Krankheitssymptomen, können große Virusmengen über Nase und Mund ausscheiden (Tröpfcheninfektion). Es ist davon auszugehen, dass ihre Umgebung entsprechend mit Virus belastet ist, auch bei Einhaltung von grundlegenden Hygieneregeln (in die Armbeuge niesen und husten, Hände waschen, Oberflächen reinigen). Daher sollten infizierte Personen gerade beim Kontakt zu ihren Haustieren besonders auf Hygiene achten, engen Kontakt möglichst vermeiden, die Tiere nicht anhusten oder anniesen und sich von den Tieren nicht durchs Gesicht lecken lassen.
Können sich Hunde bei infizierten Personen anstecken?
FLI: Bisher gibt es keinen wissenschaftlich belegbaren Hinweis auf eine epidemiologisch relevante Infektion von Hunden durch infizierte Personen. Das Geschehen entwickelt sich allerdings dynamisch und wird vom Friedrich-Loeffler-Institut intensiv beobachtet. Bei zwei Hunden aus unterschiedlichen Haushalten mit SARS-CoV-2 infizierten Personen in Hong Kong wurde mit hochempfindlichen Nachweismethoden genetisches Material des Erregers entdeckt, in einem Fall wurde auch infektiöses Virus nachgewiesen. Beide Hunde zeigten keine Krankheitssymptome. Eine erste tierexperimentelle Studie aus China und die beiden Einzelfälle aus Hong Kong weisen auf eine geringe Empfänglichkeit von Hunden für SARS-CoV-2 hin.
Können sich Katzen und marderartige Tiere wie z. B. Frettchen bei infizierten Personen anstecken?
FLI: In Belgien wurde bei einer Katze Erbmaterial von SARS-CoV-2 nachgewiesen. Die Katze stammt aus einem Haushalt mit einer Person, die an Covid-19 erkrankte und Symptome zeigte. Eine Woche später entwickelte die Katze selbst Atemnot, Erbrechen und Durchfall und wurde daher untersucht. Es wurden keine anderen möglichen Ursachen abgeklärt, welche die Symptome bei der Katze auch erklären könnten. Das Tier erholte sich wieder. Die belgischen Behörden werten den Nachweis als Einzelfall und weisen darauf hin, dass die Symptome zwar auf Covid-19 hinweisen, dies aber nicht eindeutig belegt ist. Auch aus Hong Kong wurde von einer positiv getesteten Katze berichtet. Eine aktuelle Studie aus China zeigt, dass sich Katzen und Frettchen experimentell mit SARS-CoV-2 infizieren lassen und das Virus unter den besonderen Versuchsbedingungen auch auf Artgenossen übertragen können. Die Studie aus China ist hier veröffentlicht: https://doi.org/10.1101/2020.03.30.015347
In einer weiteren Studie wurden insgesamt rund 140 Katzen aus der besonders von Covid-19 betroffenen Stadt Wuhan auf Antikörper gegen SARS-Cov-2 untersucht. Davon wurden 102 nach dem Ausbruch von Covid-19 beprobt, 11 davon hatten Antikörper gebildet, was auf eine durchgemachte Infektion schließen lässt. […] Auch das Friedrich-Loeffler-Institut wies in einer Studie nach, dass sich Frettchen infizieren lassen und SARS-Cov-2 unter Versuchsbedingungen an Artgenossen weitergeben können. Dies erlaubt allerdings keine Rückschlüsse darauf, ob Katzen und Frettchen Virusmengen ausscheiden, die für eine Infektion des Menschen ausreichen. Ob solche Infektionen tatsächlich stattfinden können, muss weiter untersucht werden. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass Haustiere Menschen angesteckt haben. Die Haltung von Katzen wurde nicht als Risikofaktor identifiziert. […] Haustiere spielen nach dem jetzigen Kenntnisstand epidemiologisch keine Rolle bei der Verbreitung von SARS-CoV-2/Covid-19.
Wie soll mit Haustieren von SARS-CoV-2 infizierten Personen in häuslicher Isolation umgegangen werden?
FLI: Für Haustiere wie Hunde und Katzen werden zunächst keine Maßnahmen wie die Absonderung oder Trennung empfohlen. Unbedingt beachtet werden sollten jedoch allgemeine Hygieneregeln wie Händewaschen nach Kontakt mit den Tieren und die Vermeidung von engem Kontakt zu den Tieren. Allerdings kann im Einzelfall und bei Auftreten von Symptomen bei Haustieren wie Katzen und Frettchen eine Beprobung und Testung auf SARS-CoV-2 ratsam sein, um weitere Informationen zu Ansteckungsszenarien zu gewinnen. In diesem Fall sollte sich das zuständige Gesundheitsamt mit dem Veterinäramt in Verbindung setzen.
Der Nachweis beim Tier folgt dem gleichen Testverfahren wie beim Menschen. Bestätigt infizierte Personen sollten den engen Kontakt zu ihren Haustieren möglichst vermeiden. Personen, die sich in Quarantäne oder häuslicher Isolation befinden, sollten nach Möglichkeit geeignete Personen außerhalb ihres Haushaltes um Unterstützung bei der Pflege der Tiere bitten oder darum mit den Hunden spazieren zu gehen („Gassigänger“, siehe unten). Dies könnten Nachbarn oder Freunde sein, die die Person(en) in Quarantäne / häuslicher Isolation ggf. auch mit Lebensmitteln versorgen oder (in städtischen Regionen) professionelle Hundesitter. Es sollten nur junge, gesunde Personen als „Gassigänger“ tätig werden, je nach Charakter des Hundes Personen mit Hundekenntnissen. Im Einzelfall sollten pragmatische Lösungen gefunden werden, die das Wohl des Tieres so wenig wie möglich beeinträchtigen und die häusliche Isolation / Quarantäne bestmöglich wahren. Es sollte eine eigene Leine verwendet werden, möglichst nicht die des Hundehalters. Immer bedenken: nach dem „Ausführen des Hundes“ stets die Hände waschen! Ein Infektionsrisiko geht grundsätzlich nicht von dem Hund aus, sondern von den möglicherweise infizierten Besitzern / Besitzerinnen! Vor der Übergabe des Hundes sollten sich infizierte Besitzer / Besitzerinnen gründlich die Hände waschen.
Katzen von Besitzerinnen / Besitzern in häuslicher Isolation, die die Wohnung oder das Haus normalerweise verlassen („Freigänger“), sollten nach Möglichkeit für die Dauer der Quarantäne im Haus gehalten werden. Katzen sollten zudem nicht zusammen mit anderen fremden Katzen (z. B. in einer Katzenpension) untergebracht werden.
Es besteht kein Grund dafür, Haustiere vorsorglich in Tierheimen abzugeben. Sollte ein Haustier positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden, stellt dies keinen Grund dar, das Tier einzuschläfern.
Gibt es Engpässe bei den Futtermitteln?
BMEL: Nein, es gibt weder bei den Futtermitteln für unsere Nutztiere noch für unsere Heimtiere der-zeit Engpässe. Der Bezug von Rohwaren läuft unverändert und die Lager sind nach Aussagen der Wirtschaft gut gefüllt. Es kam in den vergangenen Tagen mitunter zu Verzögerungen bei der Auslieferung an die Märkte durch Engpässe in der Logistik (aufgrund von Personalmangel bei den Speditionen).
Gibt es Lieferengpässe bei Tierarzneimitteln in Deutschland?
BMEL: Derzeit gibt es keine Hinweise zu bestehenden Lieferengpässen für Tierarzneimittel in Deutschland. Die Verfügbarkeit von bzw. mögliche Lieferengpässe bei Tierarzneimitteln werden von der zuständigen Behörde, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, aufmerksam beobachtet.